Jānis Lipke baut ein Netzwerk von Helferinnen und Helfern auf. Zusammen organisieren sie die Flucht von Jüdinnen und Juden aus dem Ghetto in Riga und verstecken sie. Im November 1941 beobachtet Jānis Lipke, wie Tausende Jüdinnen und Juden aus dem Ghetto getrieben werden. Sie werden alle von Angehörigen der Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS in einem Wald erschossen. Jānis Lipke beschließt, so viele Jüdinnen und Juden wie möglich zu retten. Unterstützt wird er von seiner Frau Johanna und von seinen Kindern Alfrēds und Zigfrīds. Jānis Lipke sucht aktiv nach weiteren Helferinnen und Helfern. Um verfolgten Jüdinnen und Juden zu helfen, riskieren sie ihr Leben.
Jānis Lipke und seine Helferinnen und Helfer holen Jüdinnen und Juden heimlich aus dem Ghetto und aus Arbeitslagern heraus. Die Geflüchteten verstecken sie vorübergehend in Lipkes Haus und in einem „Bunker“ auf seinem Grundstück. Insgesamt vermittelt die Gruppe um Jānis Lipke Verstecke für über 50 Jüdinnen und Juden. Die meisten von ihnen überleben den Krieg.
Deutsche Truppen gehen ab Juli 1941 gewaltsam gegen Kommunistinnen und Kommunisten wie gegen die jüdische Bevölkerung vor. Es gibt auch Lettinnen und Letten, die in der Verwaltung und bei der Hilfspolizei mit den Deutschen zusammenarbeiten. Innerhalb von sechs Monaten erschießen Angehörige der Einsatzgruppe A gemeinsam mit lettischen Hilfskräften rund 30.000 Jüdinnen und Juden.
Jānis Lipke arbeitet in einem Depot der deutschen Luftwaffe. Er sorgt dafür, dass dort 30 Juden aus dem Ghetto eingesetzt werden, und fährt sie täglich dorthin und wieder zurück. So kann er, trotz der Gefahr entdeckt und bestraft zu werden, Menschen aus dem Ghetto schmuggeln. Dabei unterstützen ihn zwei Freunde, die als Lastwagenfahrer arbeiten. Sie helfen insgesamt fast 50 Fluchtwilligen und organisieren Verstecke. Lipke besticht Wachen und Polizisten mit Geld, Zigaretten oder Alkohol, damit sie nicht eingreifen.
Zunächst helfen zwei Freunde Jānis Lipke, Jüdinnen und Juden aus dem Ghetto zu retten. Er sucht auch im Bekanntenkreis nach Verstecken. Es entsteht ein Netzwerk von etwa 25 Menschen. Sie richten Verstecke in Wohnungen oder Werkstätten in Riga ein, organisieren Nahrung, Kleidung und Medikamente. Als das Ghetto Riga 1943 aufgelöst werden soll, befürchten Lipke und seine Helferinnen und Helfer weitere Massenmorde. So bringen sie viele Jüdinnen und Juden auf dem Land in Sicherheit.
„Nach den grauenhaften Massakern an den Juden Ende November und Anfang Dezember 1941 wurde mir klar, dass die Nazis das Ziel verfolgten, die Juden als gesamtes Volk zu vernichten. Dies war der Zeitpunkt, an dem ich den Plan fasste, meine jüdischen Landsleute zu retten.“
Jānis Lipke im Gespräch mit David Silberman, nach 1945