„Besa“

Rettung ist eine Ehrensache

Die muslimische Familie Veseli nimmt zwei jüdische Familien auf und rettet sie. Die Familien kommen aus Jugoslawien und sind auf der Flucht. In ihrem Land drohen ihnen Deportation und Ermordung durch die deutschen Besatzer. Sie überleben im Haus der Veselis in den albanischen Bergen.

In Albanien ist Gastfreundschaft Tradition. Die Familie Veseli empfängt die Verfolgten mit offenen Armen. Sie erwartet dafür keine Gegenleistung. Familie Veseli handelt nach einer traditionellen Verhaltensregel - dem albanischen Ehrenkodex „Besa“: Wird ein Ver­sprechen gegeben, ist es eine Ehrensache, es einzu­halten. Die Veselis versprechen den jüdischen Familien, sie zu beschützen. Die Menschen, die Jüdinnen und Juden helfen, riskieren verraten und von den deutschen Besatzern bestraft zu werden. Trotz dieser Gefahr hält Familie Veseli ihr Versprechen ein. Sie beschützt ihre Gäste bis zum Kriegsende.

Auch weitere albanische Familien beherbergen und retten jüdische Verfolgte vor der Ermordung durch die deutschen Besatzer. Nahezu alle Jüdinnen und Juden in Albanien überleben den Zweiten Weltkrieg.

Albanien unter italienischer Besatzung – Zufluchtsland für jüdische Verfolgte

Italien besetzt im April 1939 Albanien. Für die 200 albanischen Jüdinnen und Juden gelten ab sofort diskriminierende Gesetze. Im Unterschied zum deutschen Bündnispartner lassen die italienischen Besatzer jedoch keine Jüdinnen und Juden depor­tieren. Im Land befinden sich darüber hinaus seit 1938 einige Hundert jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich. Mit der Erweiterung des deutschen Machtbereichs 1941 kommen mehrere Hundert weitere Flüchtlinge aus besetzten Ländern nach Albanien und in den Kosovo.

Die Flucht der Familie Mandil

Eine Freundschaft entsteht

Refik Veseli wohnt mit seinen Eltern und Geschwistern im Dorf Kruja in den albanischen Bergen. 1943 zieht er nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Der 17-Jährige will Fotograf werden. In einem Fotostudio arbeitet er mit dem jüdischen Fotografen Moshe Mandil zusam­men. Moshe und Gabriela Mandil sowie ihre Kinder Gavra und Irena sind nach dem deutschen Einmarsch aus Jugoslawien geflohen. Sie leben in Albanien unter falscher Identität. Refik Veseli lernt von Moshe Mandil zu fotografieren. Sie werden enge Freunde.

Italien kapituliert, das Deutsche Reich besetzt Albanien

Im September 1943 besetzen deutsche Truppen Albanien. Das Deutsche Reich lässt formal eine eigenständige albanische Regierung zu. Im Gegen­zug wird auch die Auslieferung von Jüdinnen und Juden erwartet. Die albanische Regierung lehnt dies ab. Eine SS-Division aus Kosovaren und Albanern verfolgt Jüdinnen und Juden im Kosovo. Auch in Albanien selbst müssen sich Jüdinnen und Juden vor SS, Wehrmacht und lokaler Polizei verstecken. Meist muslimische, aber auch katholische und ortho­doxe Familien nehmen jüdische Verfolgte auf und retten fast alle der mittlerweile etwa 2.000 im Land lebenden Jüdinnen und Juden.

Fluchthilfe in die albanischen Berge

Nach dem deutschen Einmarsch taucht Familie Mandil in der Großstadt Tirana unter. Refik Veseli bietet Familie Mandil Zuflucht im Haus seiner Eltern in Kruja an. Sein Vater Vesel Veseli begleitet die Mandils auf der Flucht in die Berge. Sie sind als albanische Familie getarnt. Refik Veselis Brüder Hamid und Xhemal bringen auch die jüdische Familie Ben-Josef in das Elternhaus. Die Menschen im Dorf wissen von den Flüchtlingen, halten sich aber auch an den Ehrenkodex „Besa“ und verraten die Flüchtlinge nicht.

„Unsere Eltern waren fromme Muslime und glaubten wie wir auch, dass ‚jedes Klopfen an der Tür ein Segen Gottes‘ ist. Wir haben nie Geld von unseren jüdischen Gästen genommen. Alle Menschen sind von Gott. Besa existiert in jeder albanischen Seele.“

Hamid Veseli und Xhemal Veseli in einem Interview, 2007 

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