Identitäten

Untergetauchte Jüdinnen und Juden haben jahrelang vorgeben müssen, jemand anderes zu sein. Sie sind erleichtert, ihre wahre Identität wieder annehmen zu können und stehen vor der Aufgabe, sich eine neue Existenz aufzubauen. Viele jüdische Kinder, die getrennt von ihren Eltern überlebt haben, sind nun Waisen. Gerettete müssen ihre Identität belegen, um staatliche Hilfen für Unterkunft und Nahrungsmittel zu erhalten oder in ihr Heimatland ausreisen zu können. Doch vielfach fehlen die nötigen Papiere.

Tarnidentität aufgeben – Ilse Rewald

Das Ehepaar Ilse und Werner Rewald überlebt in Berlin. Viele nichtjüdische Bekannte haben wechselnde Unterkünfte organisiert und falsche Papiere besorgt. Ilse Rewald hat den falschen Namen Maria Treptow angenommen. Ihre Kennkarten mit dem aufgedruckten „J“ (für Jude) haben die Rewalds in einem Einmachglas im Garten von Bekannten vergraben. Nach der Befreiung graben sie die Karten wieder aus. Einst Mittel nationalsozialistischer Entrechtung und Verfolgung, sind die jüdischen Kennkarten nun ein wichtiger Beleg für ihre Identität. Sie können sich damit ausweisen, um eine Wohnung, Nahrung und Sozialleistungen zu erhalten. Allmählich findet das Ehepaar wieder ins Leben zurück und baut sich eine neue Existenz auf. Die Erfahrung, durch die Hilfsbereitschaft vieler anderer Menschen überlebt zu haben, bewegt Ilse Rewald und ihren Mann dazu, in ihrer Heimatstadt Berlin zu bleiben.

Weiterhin Verfolgten helfen – Adolfo Kaminsky

Während der deutschen Besatzung Frankreichs ist der Jude Adolfo Kaminsky in den Untergrund gegangen. Dort hat er für die französische Résistance (deutsch: Widerstand) in Paris zahlreiche Papiere und Dokumente gefälscht und dadurch Leben gerettet. Nach der Befreiung lebt Adolfo Kaminsky weitere 30 Jahre seines Lebens unter falscher Identität. Aus Überzeugung fälscht er weiterhin Papiere, zunächst für Jüdinnen und Juden, die ohne Genehmigung nach Palästina einwandern wollen. Kaminsky versorgt untergetauchte oder geflüchtete Menschen mit Papieren und falschen Identitäten: im Algerienkrieg, in den lateinamerikanischen Befreiungsbewegungen, den Aufständen gegen Diktaturen in Portugal, Spanien und Griechenland sowie der südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung. Kaminsky entwickelt technisch immer ausgefeiltere Methoden und ist oft selbst auf der Flucht.

Die wahre Herkunft erfahren – Dina Büchler

Nach der Befreiung erfährt die fünfjährige Dina Büchler, dass sie jüdischer Herkunft ist und ihre Eltern ermordet wurden. 1941 ist sie mit ihrer Mutter im Lager Loborgrad in Kroatien interniert worden. Ihre Mutter kann die Einjährige herausschmuggeln. Die katholische Familie Beritić nimmt sie bei sich auf. Zur Tarnung wird sie Marija genannt und getauft. Das Mädchen weiß, dass Đina Beritić nicht seine richtige Mutter ist.

Blanka Fürst, eine Verwandte ihrer Mutter, die bei den Partisanen überlebt hat, holt Dina Büchler kurz nach der Befreiung ab.

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