Hilfe durch Verfolgte

Nur wenige Menschen, die Jüdinnen und Juden geholfen haben, erhalten kurz nach dem Krieg Anerkennung. Viele sprechen nicht über das Getane, weil sie es für selbstverständlich halten, andere erleben Anfeindungen, werden gar bedroht. Es dauert lange Zeit, bis die Helferinnen und Helfer gesellschaftlich als „Stille Helden“ anerkannt werden. Überlebende helfen vielfach ihren Retterinnen und Rettern, indem sie etwa gegenüber den Alliierten oder deutschen Behörden die Unterstützung und Hilfe bezeugen.

Schutzbrief für Oskar Schindler

Kurz vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Brünnlitz (tschechisch: Brněnec) flieht Oskar Schindler aus der Stadt. Der Fabrikant fürchtet als ehemaliger Rüstungsproduzent, in die Hände der Roten Armee zu geraten. Schindler hat über 1.200 Jüdinnen und Juden gerettet. Ehemalige jüdische KZ-Häftlinge, die dank Schindlers Hilfe überleben konnten, stellen ihm einen Schutzbrief aus, der seine Hilfe belegt. Mit seiner Frau flieht er bis an die Schweizer Grenze. Dort wird er festgenommen und den französischen Behörden übergeben. Dank der Fürsprache jüdischer Überlebender kommt Oskar Schindler frei und zieht nach Bayern. 1949 wandert er nach Argentinien aus.

Vergebliche Entlastung – Wilm Hosenfeld

Nach der Einnahme Warschaus durch die Rote Armee im Januar 1945 gerät der Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld in sowjetische Gefangenschaft.

Hosenfeld übermittelt aus dem Kriegsgefangenenlager heimlich eine Nachricht an seine Frau. Diese enthält Namen von Menschen, denen er geholfen hat und die ihn entlasten können. Genannt wird unter anderem der jüdische Pianist Władysław Szpilman. Mit Hilfe von Hosenfeld hat sich Szpilman im Herbst 1944 zwei Monate auf dem Dachboden eines Hauses in Warschau verborgen gehalten. Hosenfelds Frau und von ihm Gerettete legen Fürsprache ein, was aber wirkungslos bleibt.

Trotz seiner umfangreichen Hilfsaktionen für Verfolgte wird Wilm Hosenfeld am 27. Mai 1950 als Kriegsverbrecher zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er stirbt am 12. August 1952 im Gefängnis-Lazarett in Stalingrad.

Armut nach Entlassung – Aristides de Sousa Mendes

Ab 1938 vertritt der Generalkonsul de Sousa Mendes die Interessen Portugals in Bordeaux (Frankreich). Tausende Verfolgte versuchen von Frankreich nach Portugal zu entkommen, da das Land neutral und nicht am Krieg beteiligt ist. Von dort wollen sie nach Übersee fliehen. De Sousa Mendes möchte helfen und widersetzt sich dem Verbot der Regierung, Flüchtlinge ins Land zu lassen. Eigenmächtig erteilt er mehrere Tausend Visa für jüdische Flüchtlinge. Unmittelbar danach, am 20. Juni 1940, wird er aus seinem Amt entlassen und erhält im Oktober Berufsverbot. Er verkauft sein Haus, um die Familie zu versorgen. Jüdische Organisationen helfen der verarmten Familie nach dem Krieg mit Nahrung. Nach seinem Tod 1954 kämpfen seine Kinder jahrzehntelang um die Anerkennung seiner Hilfe. Ende der 1980er Jahre entschuldigt sich die portugiesische Regierung bei der Familie. Aristides de Sousa Mendes wird international als Retter geehrt.

Morddrohung – Klara Jung

Die Taxifahrerin Klara Jung aus Berlin wird nach dem Krieg angefeindet, weil sie Jüdinnen und Juden geholfen hat. Im März 1943 hat sie ihren jüdischen Freund Erich Bloch in ihrer Wohnung aufgenommen, um ihn vor der drohenden Deportation zu bewahren. Kurz darauf bringt Erich Bloch zwei jüdische Frauen mit, die ebenfalls untergetaucht sind. Auch sie verbergen sich nun in der 1,5-Zimmer-Wohnung. Als diese auf Dauer zu eng wird, bringt Klara Jung die beiden Frauen in einer Wohnung im Nachbarhaus unter, versorgt sie aber weiter mit Nahrung. Alle überleben. Im September 1947 erhält Klara Jung einen anonymen Brief mit einer Morddrohung. Noch im Jahr 1988 erscheint anlässlich ihres Todes ein antisemitisches Flugblatt, das ihre Hilfe als „schändliche Taten“ diffamiert.

„… Wenn Sie auch denken, Sie waren sehr schlau, dass Sie Juden während des Krieges versteckten, wir leben noch, solche Elemente wie Sie werden zur gegebenen Zeit zur Rechenschaft gezogen, für Sie ist auch schon eine Kugel gegossen. Wir kommen wieder!

Berlin im September 1947“

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