Wenn ihr Leben akut bedroht ist, müssen Jüdinnen und Juden ein Versteck finden. Sie suchen Menschen, die ihnen helfen, sie bei sich aufnehmen oder Quartiere auf Dachböden, in Kellern, Erdlöchern und Schuppen beschaffen. Mitunter ergreifen Helferinnen und Helfer die Initiative und bieten ein Versteck an. Ihre meist engen Verstecke können die Jüdinnen und Juden oft auf unbestimmte Zeit nicht verlassen. Sie sind damit vollständig von der Hilfe anderer abhängig. Das Leben auf engstem Raum ist belastend. Halten sich mehrere Personen im Versteck auf, mangelt es an Privatsphäre. Viele leiden Hunger.

500 Tage im Keller versteckt

Anfang Oktober 1943 werden alle Insassinnen und Insassen des Ghettos von Libau (Liepāja) in Lettland in das KZ Riga-Kaiserwald deportiert. Zu den wenigen, denen die Flucht gelingt, gehören David Zivcon, seine Frau Henny und ein weiteres Paar. Ihr Freund Robert Seduls richtet in seinem Keller ein Versteck für sie ein. Bis April 1944 kommen weitere Jüdinnen und Juden hinzu. Ein Teil der Verfolgten lebt dort 500 Tage ohne jegliches Tageslicht. Die ständige Angst vor Entdeckung und die Enge führen zu Spannungen zwischen den Untergetauchten. Für Seduls wird es immer schwieriger, die elf Menschen mit Nahrung zu versorgen. Als Seduls am 10. März 1945 von einer sowjetischen Granate getötet wird, kümmert sich seine Frau Johanna bis zur Befreiung um die Untergetauchten.

Eingemauert im Zwangsarbeitslager

Mehr als 1.000 Jüdinnen und Juden leisten Zwangsarbeit in einem Lager der deutschen Wehrmacht bei Wilna (Vilnius). Im Sommer 1944 nähert sich die Rote Armee dem Lager. Die jüdischen Insassinnen und Insassen fürchten, bei der Auflösung des Lagers ermordet zu werden. Sie richten Verstecke ein. Nachts trennen sie in einem Keller einen Raum durch eine Mauer ab und graben einen unterirdischen Zugang. Weitere Verstecke werden auf dem Lagergelände angelegt. Am 1. Juli 1944 warnt der Lagerleiter, Major Karl Plagge, die Jüdinnen und Juden rechtzeitig vor der bevorstehenden Räumung des Lagers durch die SS. Etwa 200 Menschen flüchten panisch in vorbereitete Verstecke. Tagelang müssen sie dort ohne Nahrung und mit wenig Luft ausharren. Erst nach der Befreiung durch die Rote Armee können sie die Verstecke wieder verlassen.

In den Wäldern

In den ersten sechs Monaten nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 werden etwa 500.000 Jüdinnen und Juden in Weißrussland, Russland und der Ukraine ermordet. Die übrigen werden in Ghettos inhaftiert. Einigen gelingt es, sich in die Wälder zu retten und so ihrer Ermordung zu entkommen. Jüdische Familien schließen sich dort in Lagern zusammen und bilden bewaffnete Partisanengruppen. Das größte Lager mit hunderten Familien gründen Anatolij „Tuvia“ Bielski und seine Brüder im weißrussischen Naliboki-Wald. Aus einem kleinen provisorischen Lager mit Zelten entsteht eine Dorfgemeinschaft mit Werkstätten, Schule, Krankenstation, Synagoge, Theater und Gefängnis. Mehrere Tausend Verfolgte überleben den Krieg in derartigen Lagern.

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